Der Garten von Malene Lei Raben

Wir haben uns mit der vielseitig talentierten Malene Lei Raben getroffen. Dabei zeigte sie uns ihre Gartenoase, die sie mitten in Kopenhagen entstehen ließ.

Versteckt in einer ruhigen Straße zwischen zwei zentralen Stadtteilen von Kopenhagen und hinter dem ursprünglichen Brauereigelände von Carlsberg befindet sich eine kleine Ansammlung von Villen und Häusern, die aus dem 19. Jahrhundert stammen. Und die Autorin, Anwältin und Gärtnerin Malene Lei Raben lebt dort in einem zweistöckigen Backsteinhaus.

 

Der Garten von Malene Lei Raben

Autorin, Rechtsanwältin und Gärtnerin

 

Malene heißt uns an einem warmen und ausgeprägt sonnigen Sommertag in ihrem Garten willkommen. Eine dicke Weißdornhecke bietet dem Garten von Malene Sichtschutz von der Straße, und beim Öffnen des Holztors und Betreten ihrer grünen Gefilde fühlt es sich an, als würden wir in eine andere Welt kommen. Wir werden von einem Mikrokosmos der Naturwunder begrüßt: Kirsch- und Apfelbäume und hohe Akazien sind wie bei einem Garten eines Ferienhäuschens zwischen mehrjährigen Blumenbeeten verstreut, die mit einer Fülle von Pflanzen in den unterschiedlichsten Farben übersät sind. Ein Küchengarten bietet vielerlei essbare Köstlichkeiten: Kartoffeln, Kohl, Zwiebel, Zucchini und Himbeeren, um nur einige zu nennen. Ein Wäldchen und eine Naturwiese im Miniaturformat werden von gepflegten immergrünen Gewächsen und Buchsbaumhecken gezähmt, und durch all diese verschiedenen Bereiche schlängelt sich ein Schotterweg.

Malene empfängt uns und inspiziert gleichzeitig den aktuellen Zustand ihres Gartens. Während sie uns herumführt, zeigt sie auf verschiedene Blumenarten und erklärt, wie einige der Farben mithilfe einer robusten Bienenpopulation durch Kreuzbestäubung zustande kommen. Abgesehen von den Bienen ist der Garten auch von reichlich Insekten, Vögeln und sogar Fledermäusen bevölkert. Letztere sind neu hinzugekommen und Malene schildert uns begeistert, wie jede Art zur allgemeinen Gesundheit des Gartens beiträgt – abgesehen vielleicht von den invasiven Schnecken, die in der Nacht zuvor zu Besuch waren, wie sie entrüstet erzählt.

 

 

„Für manche Menschen ist Gartenarbeit ein Stressfaktor. Aber für mich ist der Garten ein kreativer Raum, der Erholung und Zufriedenheit bringt. Mein Garten erdet mich.“

 

Während wir mit ihr durch das üppige Grün spazieren, zupft und schneidet Malene liebevoll an Büschen und Blumenbeeten, bis sie mit einem Armvoll Rhabarber von der Größe einer kleinen Palme ringt. Lächelnd nennt sie es „Garden CrossFit“, und wir setzen uns mit Erfrischungen und mit einem duftenden Strauß frisch geschnittener Wildblumen in einem Krug in den Schatten eines Sonnenschirms. „Für manche Menschen ist Gartenarbeit ein Stressfaktor“, sagt Malene, „aber für mich ist der Garten ein kreativer Raum, der Erholung und Zufriedenheit bringt. Min Garten erdet mich. Er wächst, und ich wachse mit ihm. Je mehr Zeit man in der Natur verbringt, desto mehr lernt man – über Biodiversität, über Ökologie – und auch über Schönheit.“

Man kann sich kaum vorstellen, dass die leidenschaftliche Gärtnerin Malene nicht schon seit jeher so mit der Natur verbunden ist, aber sie behauptet fest, dass sie vor ihrem Einzug in die Villa Albion vor zwanzig Jahren keinen allzu grünen Daumen hatte. Ihre Reise zum Havemenneske, also zum „Gartenmenschen“, wie der Titel von Malenes neuestem Buch heißt, hat sich im Laufe ihres Lebens entwickelt: „Als ich klein war, wollte ich Opernsängerin werden. Aber schließlich trat ich in die Fußstapfen meiner Mutter und wurde Anwältin.“ Malenes Lebenslauf weist eine beeindruckende Reihe hochkarätiger Positionen auf, von der Anwältin über die COO bis hin zur Geschäftsführerin bei mehreren großen Medienhäusern, wobei sie auch als Fernsehautorin und freiberufliche Kolumnistin Bekanntheit erlangte. „Ich habe mich darauf spezialisiert, die Arbeit kreativer Menschen zu erleichtern“, erklärt sie. „Aber ich wollte auch selbst kreativ sein.“

 

 



 

„Es ist wirklich schwierig zu schreiben, wenn man etwas Authentisches und Aufrichtiges schaffen möchte, das auch gut sein soll. Man muss sich selbst treu bleiben. Und man muss sich frei machen von Schamgefühlen und Selbstkritik.“

 

Im Jahr 2017 unternahm Malene den großen Schritt, sich von ihrem sicheren Unternehmensjob zu verabschieden, um ihren Traum zu verfolgen, Autorin in Vollzeit zu werden. „Ich hatte meine Unternehmenskarriere so satt. Wenn man seinen Mut zusammennimmt und einen Vollzeitjob aufgibt, verabschiedet man sich von Status und Sicherheit und stellt sich einer Ungewissheit. Es ist, als wäre man wieder ein Kind, das gerade laufen lernt. Aber ich war nie unruhig. In meinem alten Leben war ich unruhiger, weil ich mir ein Kostüm anlegte, das mir nicht immer passte. Etwa, dass ich mich daran gewöhnen musste, harte Entscheidungen zu treffen – Leute zu feuern und so weiter. Jetzt kann ich zu 100 % ich selbst sein.“ Ihr Autorendebüt gab Malene 2019 mit Fruen, „Die Frau“, einem autobiografischen Roman über das Erwachsenwerden in der Flower-Power-Ära der 70er Jahre, in der die Befreiung und Selbstverwirklichung der Erwachsenen wenig Raum für eine sichere Kindheit ließ.

 

 

„Anfangs begann ich mit einem eher fiktiven Roman“, erzählt Malene. „Aber der landete im Rundordner und ich begann von vorne. Es ist wirklich schwierig zu schreiben, wenn man etwas Authentisches und Aufrichtiges schaffen möchte, das auch gut sein soll. Man muss sich selbst treu bleiben. Man muss sich von Schamgefühlen und Selbstkritik frei machen. Nimmt man diese Gefühle mit ins Büro, hat man bereits verloren. Man muss auf seiner eigenen Seite stehen. Ich habe einen Großteil meines Lebens damit verbracht, nicht auf meiner eigenen Seite zu stehen. Die ganze Welt kann dich kritisieren – aber du selbst solltest das nicht tun. Du musst daran glauben, dass deine Stimme Wert hat. Nach der Veröffentlichung ihres ersten Buches, das gute Rezensionen erhielt, begann Malene mit der Arbeit an ihrem zweiten Roman. Aber dann kam Covid, und wie sie es so treffend beschreibt: „Alle gingen nach draußen in die Natur.“ Und so entstand die Idee für ihr nächstes Buch.

 

 

„Der Garten wurde noch wichtiger. Hier konnte ich mich sicher und lebendig fühlen. Hier konnte ich vergessen, dass ich mich inmitten einer weltweiten Pandemie befand. Ich konnte einfach nicht verstehen, warum das so faszinierend war. Also begann ich, nach einer Erklärung zu suchen. Wie wird man von einer Person, die ihre eigenen Zimmerpflanzen verkümmern lässt, zu einer Person, die ihre ganze Zeit in der Natur verbringt? Diese Entwicklung, zum Gärtner oder zur Gärtnerin zu werden, und der diesbezügliche praktische und emotionale Werdegang.

Malenes neuestes Buch ist eine neue Interpretation der Gartenarbeit. Anstatt sich technisch mit dem Thema auseinanderzusetzen („Davon gibt es schon viele – und gute!“), entschied sie sich, ein Gartenbuch zu schreiben, das wie ein Roman zu lesen ist. Malene untersucht die historische Entwicklung und kulturelle Bedeutung zwischen Menschen und ihren Gärten und beobachtet, wie sich unser Verhältnis zur Natur im Laufe der Jahre verändert hat: „Gärten sind ein Mittelding zwischen Stadt und wilder Natur. Früher nutzte man Gärten, um sich vor wilden Tieren und Feinden zu schützen, aber heute dienen sie den Menschen dazu, vor der modernen Welt Zuflucht zu finden – vor Lärm, der Stadt – und die Tierwelt zu schützen. Heute sind wir von der Natur entfremdet. Aber im Garten tauchen wir in die Natur ein und entdecken, dass wir als Menschen ein Teil der Natur sind.“