„Wir leben seit 17 Jahren hier“, sagt Isis. „Es ist unser Familienheim, obwohl unser Ältester, Aliocha, vor Kurzem ausgezogen ist, um ein Technikstudium zu beginnen. Das Gebäude ist wirklich wunderschön und stammt aus den 1930er-Jahren. Da ich auf der Rive Gauche, also dem Linken Ufer der Seine, lebe und im 1. Arrondissement arbeite, gehe ich oft zu Fuß von und zur Arbeit oder nehme das E-Bike – ich bin immer beeindruckt, wenn ich die Seine überquere und durch das Antiquitätenviertel spaziere. Das Zuhause von Isis erstreckt sich über drei Etagen und ist ein wahrer Schmelztiegel klassischen und modernen Designs: hohe Decken, breite Täfelungen und makellose Friese, die auf die archetypische Pariser Architektur der Vorkriegszeit verweisen. Gleichzeitig verfügen die Räume über einen zinnblauen Harzboden und ein Geflecht aus neu hinzugefügten Metallträgern, über die alle Räume miteinander vernetzt werden.
Man könnte Isis zunächst für eine gebürtige Pariserin halten, sie wurde aber auf der spanischen Insel Ibiza geboren und ist auch dort aufgewachsen. Als junge Erwachsene zog sie dann nach Paris, um Literatur und Film zu studieren. „Ich wurde von meinen Künstlereltern in einer sehr starken Gegenkultur großgezogen – es waren die 1970er-Jahre und wir lebten in einer kleinen Hippie-Gemeinde“, erzählt Isis. Da sie mit Künstlern aufgewachsen ist, könnte man meinen, dass Isis die Kreativität vererbt bekommen hatte, doch ihr anfängliches Interesse an Design wurde nicht nur dadurch geweckt: „Mein Onkel, der nur zehn Jahre älter ist als ich, arbeitete Anfang der 90er-Jahre bei Yves Saint Laurent. Er hat mir viel von seinem Designgeschmack vermittelt und ich bin immer noch von der Ästhetik dieser Zeit begeistert.“
Nach Abschluss ihres Studiums arbeitete Isis zunächst als Verlagsassistentin und später als Fernsehmoderatorin für verschiedene Kindershows. 13 Jahre lang arbeitete sie sowohl hinter als auch vor der Kamera, sie produzierte Beiträge und moderierte sie. Als Isis 2003 schließlich ihre Laufbahn mit MilK einschlug, stellte dies eine Verschmelzung ihrer vielen Talente und Erfahrungen dar: ihre literarische Ausbildung, ihre Kenntnisse im Bereich der Kinderunterhaltung, ihre Zeit im Verlagswesen und nicht zuletzt ihre Lebenserfahrung als Mutter. Ihr Ziel? Eine moderne Reise in die Welt der Kindheit anzubieten oder, wie sie selbst es so treffend ausdrückt, „die Kunst des Familienlebens darzustellen“.
„Ich wurde von meinen Künstlereltern in einer sehr starken Gegenkultur großgezogen – es waren die 1970er-Jahre und wir lebten in einer kleinen Hippie-Gemeinde“
Eine Ausgabe des MilK Magazine kann heute die neuesten Informationen zu nachhaltiger Kindermode (microfashion), Innenausstattung für Kinder und zu familienfreundlichen Reisezielen enthalten. Außerdem finden sich darin Artikel zu tiefsinnigen, gewichtigen Themen, die moderne Familien betreffen, z. B. die Erziehung von Kindern mit Entwicklungsstörungen sowie Achtsamkeit für alle Altersgruppen und der Einfluss der Technologie auf die kognitive Entwicklung eines Kindes. Das MilK Magazine erscheint vierteljährlich in französischer und englischer Sprache und wurde um eine Design-Publikation – MilK Décoration – sowie um japanische, koreanische und chinesische Ausgaben erweitert. Isis hat bei MilK derzeit die Rolle als Redaktionsleiterin/Chefredakteurin inne und bei FOVEA – einer Kreativ- und Beratungsagentur, die sie vor 6 Jahren gegründet hat – ist sie Geschäftsführerin. Nach all diesen Errungenschaften nimmt Isis aber eine demütige Haltung ein. „Ich hoffe, dass ich einzigartige und inspirierende Zeitschriften schaffen konnte,“ sagt sie bescheiden. „Bei MilK legen wir Wert auf Schönheit und Nachhaltigkeit. In einem traditionellen Land wie Frankreich ist es nicht immer einfach, einen neuen Lebensstil aufzuzeigen.“
Doch die feste Überzeugung von Isis, etwas Neues auszuprobieren, spiegelt sich auf jeden Fall in ihrem Zuhause wider. Ihre umfangreiche Keramiksammlung, die sie als ihr Hobby bezeichnet, umfasst Werke von Künstlern der Gruppe Memphis – eines italienischen Designerkollektivs, das in den 80er-Jahren in Mailand entstand. Die Künstler mieden den Minimalismus der Moderne aus der vorigen Jahrhundertmitte und widmeten sich stattdessen lebendigen Farben und geometrischen Formen in einer Mischung aus Art déco, Pop-Art und Kitsch. Diese rebellische Ader ist im Zuhause von Isis spürbar – wenn auch nur durch die schwarzen Metallträger und Metall-Lochwände, die durch alle Räume verlaufen und zu den originalen Decken und Stuckdetails der 1930er-Jahre einen starken Kontrast bilden.
„Die Metallträger spielen eine funktionale Rolle, weil wir die Räume dadurch neu aufteilen und den ursprünglichen Grundriss aus den 1930er-Jahren umgestalten können“, erklärt Isis. „Außerdem verleihen sie dem Raum überraschende und moderne Akzente. Ich mag es, modernes Design mit brutalistischen und Vintage-Stücken zu kombinieren.“ Die Metallträger wurden vor sechs Jahren vom italienischen Architekturbüro UdA – nunmehr MARCANTE-TESTA – entworfen und montiert. Sie stützen sich auf ein einzigartiges Rahmennetz aus Metallrohren und Lochblechwänden und ermöglichen die Schaffung offener Gemeinschaftsräume, die sich ideal für das Familienleben eignen. Gleichzeitig entstehen neue und funktionale Räume, die es im ursprünglichen Grundriss nicht gab.
Ein solcher Raum ist etwa das Hauptbadezimmer, das vom Schlafzimmer nur durch Farbglas und Lochblechwände getrennt ist. Hier werden die linearen Linien der Metallträger durch eine cremefarbene Spirale kontrastiert, die ebenfalls aus Metall besteht und von Isis auf verspielte Weise als Handtuchhalter verwendet wird. Darin liegt die Magie dieses einzigartigen Pariser Apartments – obwohl es über eine Fülle an auffälligen, schönen Designelementen verfügt, ist ein allgemeines Gefühl von Leichtigkeit und Freude zu spüren. Auf die Frage, was ein Zuhause ausmacht, antwortet Isis schlicht: „Familienerinnerungen, Reisesouvenirs und die unbekümmerte Präsenz unserer Katze.“