Was einst als das Herz der Canadian Pacific Railway bekannt war – The Junction in der West Side Torontos – beherbergt heute eine Mischung aus jungen Familien, trendigen Restaurants und karrierebewussten Stadtmenschen. Als Juli und ihre Familie in das letzte viktorianische Gebäude der Gegend einzogen, das über eine Blechfassade verfügt, suchten sie nach Räumlichkeiten, die sie für sich umgestalten konnten und die zu einer Basis für ihre Familie und ihr Berufsleben werden würden. „Wir hatten kurz davor noch all die alten Fassaden bewundert, die wir in Europa zu sehen bekamen, und sind dann wie durch ein Wunder auf dieses Gebäude gestoßen,“ erzählt Juli. Im Erdgeschoss bot sich genügend Platz für den Laden und für die zweistöckige Wohnung darüber hatten Juli und ihr Mann John große Pläne. Nach der Restaurierung der historischen Gebäudefassade im ursprünglichen viktorianischen Stil ging das Paar dazu über, die Innenräume zu renovieren. Das Ergebnis daraus bewirkt, dass man sich an einen völlig anderen Ort befördert fühlt.
Im Innenbereich schaffen helle Farben, natürliche Materialien und durchdachte Details eine ruhige Oase mit einer ausgesprochen skandinavischen und japanischen Designästhetik. „Grundsätzlich betonen sowohl nordisches als auch japanisches Design die natürlichen Elemente und berücksichtigen Licht und Schatten sowie Struktur und Materialien“, sagt Juli und fügt hinzu: „Ich denke, dass diese Traditionen auch die Idee einer Pause oder eines Raumes zum Atmen einbeziehen: einen Ort, an dem ein allzu aktiver Geist zur Ruhe kommen kann. Was mich dabei anspricht, ist die angewandte Zurückhaltung.“
Juli und John leben mit ihren beiden Kindern Elodie und Howell im Alter von 8 und 6 Jahren zusammen mit zwei Hunden – dem irischen Wolfshund Aoife und einem schottischen Hirschhund namens Atla. Zu Hause verbringt die Familie die meiste Zeit am Küchentisch, in einem Raum, der – wie ein Großteil des Hauses – von hellem Eichenholz, üppigem Grün und einer sorgfältigen Auswahl an Antiquitäten und Kuriositäten geprägt ist. „Ich bin ein Stubenhocker und erlebe, dass mein Nervensystem leicht überreizt wird“, sagt Juli, „daher bestehen die Elemente, die ich in meinem Zuhause haben möchte aus dem Zugang zu natürlichem Licht, meiner Familie und einer ruhigen, stillen Atmosphäre – auch wenn dies einen ständigen Kampf mit Haustieren und Kindern bedeutet.“
„Wir haben uns auf Stücke festgelegt, bei denen wir wussten, dass wir sie langfristig haben möchten, Klassiker aus natürlichen Materialien wie Weiß-Eiche und Naturleder – Objekte, die im Laufe der Zeit Patina ansetzen und die Geschichte unserer Familie erzählen.“
Nachdem sie an der Kunstakademie Kunstkuration und Fotografie studiert hatte, war es für Juli eine natürliche Wahl, auf die eine oder andere Art mit Design zu arbeiten. Dieses Interesse und diese Leidenschaft, die sie mit ihrem Partner gemeinsam hat, war in deren gesamtem Arbeitsleben verankert – und ebenso in der Beziehung: „Bei unserem ersten Date diskutierten wir Möbel, und nach einem Jahr unserer Beziehung beschlossen wir, einen Design-Blog zu gründen: Kitka.ca, in dem wir sämtliche Vintage-Artikel dokumentierten, die wir in der Stadt fanden.“
Nach einer Reise nach Skandinavien, bei der sich die beiden inspirieren ließen und Pläne für ihren eigenen Laden zu Hause schmiedeten, öffneten sie 2009 die Türen zu Mjölk. Der Name, der auf Schwedisch „Milch“ bedeutet, ist so etwas wie ein Eisbrecher bei den Kunden und bestätigt auch die Vorliebe des Paars für nordisches Design. „Bei der Wahl eines Namens wollten wir einen unmittelbaren Bezug zu Skandinavien herstellen.“ Juli erklärt: „Wir bewunderten die ursprüngliche Arla-Milchverpackung und hatten über deren guten Sinn für Design nachgedacht sowie darüber, wie demokratisch und rein Milch ist. Wir hatten das Gefühl, dass die Wörter, mit denen Milch beschrieben wird, auch auf skandinavisches Design angewendet werden könnte. Wir haben zwar die Kardinalregel gebrochen, einen lesbaren Namen auszuwählen – denn natürlich haben die Nordamerikaner ihre Probleme damit –, doch das Wort ist auch ein guter Gesprächsstarter oder amüsiert die Leute einfach.“
Zusätzlich zu ihrem Laden haben Juli und John vier Bände ihres Mjölk Book veröffentlicht, in denen ihre Reisen nach Japan und Skandinavien über eine Reihe von Interviews und Essays von John und Fotografien von Juli dokumentiert sind. Auf diesen Reisen haben die beiden einige ihrer größten Schätze gefunden, die jetzt in durchdachten Arrangements in den einzelnen Räumen zu sehen sind – eine Mischung aus altem Geschirr, handgefertigten Vasen und kuriosen Gegenständen.
„Wir haben uns auf Stücke festgelegt, bei denen wir wussten, dass wir sie langfristig haben möchten, Klassiker aus natürlichen Materialien wie Weiß-Eiche und Naturleder – Objekte, die im Laufe der Zeit Patina ansetzen und die Geschichte unserer Familie erzählen. Wir haben die Dinge neutral gehalten, weil Farbe und Struktur immer einfach durch Textilien hinzugefügt werden kann.“ Auf die Frage nach ihrem Lieblingsstück zeigt Juli auf eine wunderschöne Conoid Bench von Mira Nakashima, die das Paar bei einem Besuch im Atelier der Künstlerin in Auftrag gegeben hat. Auch das weckt liebevolle Familienerinnerungen, denn Juli hat noch gut die lange Fahrt im Gedächtnis, bei der auch ihre damals vier Monate alte Tochter mit an Bord war. Wie bei so vielen Stücken in Julis Haus ist diese Bank nicht nur funktional und ästhetisch ansprechend, sondern ihre Geschichte trägt zu diesem lebendigen Raum der Atempause bei, der vor allem ein Familienheim ist.