Das Zuhause von Kristina Line

Wir haben die Architektin Kristina Line besucht, die mit ihrem Partner Anton und dem gemeinsam betreuten Hund Skipper in einem kleinen Bootshaus wohnt.

 

Kristina wuchs auf einer kleinen Insel außerhalb von Oslo auf. Schon als Kind war sie fasziniert davon, wie Menschen ein Zuhause inmitten der Natur bilden. Nachdem Kristina und ihr Partner Anton, ebenso Architekt, in den ausgedehnten Wäldern eines entlegenen Teils von New York ein kleines Haus gebaut hatten, beschlossen sie, nach Kopenhagen zurückzuziehen, wo sie sich ursprünglich kennengelernt hatten. Hier entwarfen und schufen sie gemeinsam ein einzigartiges, persönliches Zuhause direkt am Ufer des Kopenhagener Hafens.

 

 

 

 

 

In einer kleinen, nahezu versteckten Gegend Kopenhagens gibt eine Reihe von Bootshäusern, die sich Seite an Seite direkt am Wasser des Kopenhagener Hafens befinden. In dieser Gegend sind viele unterschiedliche Leute beheimatet, und es ist nur mithilfe der verschiedenen selbst gebastelten Schilder möglich herauszufinden, wo diese jeweils wohnen. Eines der Schilder trägt den Namen „Kahytten“ (dänisch für „Schiffskajüte“) – und dort ist das Zuhause von Kristina Line.

 

Auf die Frage, warum sie ihr Haus „Kahytten“ genannt haben, beginnt Kristina zu lächeln. Sie wuchs in Norwegen auf einer Insel außerhalb von Oslo auf, wo sich ihr Zuhause mitten in der Natur befand. Sie erklärt, dass es in Norwegen die stolze Tradition gibt, „hytter“ („Hütte“ auf Deutsch) zu bauen, da es für viele Norweger und Norwegerinnen große Bedeutung hat, inmitten der Natur zu leben oder dort eine Bleibe zu haben. Da Kristina von klein auf vom Entwerfen von Häusern und von räumlichem Denken fasziniert war, wollte sie eigentlich schon als Kind „Hytte-Architektin“ werden. „Für mich ist es der ultimative Traum, in Naturnähe zu leben. Es ist für mich ein herausfordernder Gedanke, wie man das erreichen kann, während man gleichzeitig die Umgebung berücksichtigt. Der Name Kahytten ist also eine Hommage an die Eigenschaften einer Hytte – eines kleinen Gebäudes in der Natur. Und Kahytten ist in der dänischen Sprache das Wort für eine Schiffskajüte – der Name schien also sehr passend, da wir uns direkt am Wasser befinden.

 

 

 

 

Kristina arbeitet im Rahmen von Kleinprojekten als Architektin und entwirft Villen und Landhäuser für private Kunden. Sie ist aber auch in Einrichtungsprojekten für kommerzielle Kunden tätig. „Meine Arbeit ist sehr vielseitig. Ich arbeite sowohl mit Renovierungen und Umbauten bereits bestehender Gebäude als auch mit Projekten, bei denen ich von Grund auf beginne.“ Mit ihrem Master in Kunst und Architektur weiß sie, ihre Intuition zu nutzen und Kunst, Philosophie und Poetik in ihre Projekte einzubeziehen: „Ich versuche immer, die Umgebung zu studieren und Hintergrund und Geschichte der jeweiligen Räume zu berücksichtigen. Meiner Meinung nach gibt die Architektur immer den Ausschlag – in der Bedeutung, dass der architektonische Stil respektiert und dies in der Inneneinrichtung widergespiegelt werden sollte.“

 

Der Weg zum Erwerb des Bootshauses war alles andere als einfach. Antons Vater arbeitete in der Gegend, und Anton hatte diese eigenwilligen Viertel schnell lieb gewonnen. Da die Häuser von Generation zu Generation weitergegeben worden waren, bedurfte es einiger Beharrlichkeit und Ausdauer, bis sich ihnen endlich die Möglichkeit bot, eines zu kaufen. „Die Menschen, die hier leben, sind so freundlich, und sie sind in ihrer Gemeinschaft eng miteinander verbunden, aber sie möchten die Gegend bewahren und wollen nicht, dass sie in etwas Neues und Schickes verwandelt wird. Der Ort hat seine eigene Seele, die die Menschen hier um jeden Preis schützen möchten. Aber das ist auch der Grund, warum uns diese Gegend so sehr am Herzen liegt und wir bei der gesamten Renovierung so rücksichtsvoll vorgegangen sind.“

 

 

 

 

 

Die Holzakzente, natürlichen Materialien und weichen Formen machen es offensichtlich, dass sich Kristinas Herangehensweise an Architektur und Inneneinrichtung in ihrem und Antons Bootshaus widerspiegelt. Das Haus hat etwas Traditionelles, aber auch etwas Experimentelles. Die Grundlinien des Hauses fügen sich in den Kontext der Nachbarhäuser ein, doch Kristina experimentierte mit dem Grundriss und den Details im Inneren des Hauses. Da es sich um ein kleines Haus von nur 60 Quadratmetern handelt, wollten sie eine offene, funktionale Raumaufteilung schaffen, damit keine vollgepackten Bereiche entstehen, und es wurden nur natürliche Materialien verwendet, um die Seele des Bootshauses zu bewahren und für eine warme Atmosphäre zu sorgen.

 

Kristina ist der Meinung, dass es viele Formen von Inspiration gibt, wobei sie ihr Zuhause für ihren kreativen Prozess als sehr wichtig empfindet. Bei der Inneneinrichtung des Bootshauses entschied sie sich dafür, verschiedene Texturen zu überlagern und neue, sorgfältig ausgewählte Stücke mit geschätzten Erbstücken zu kombinieren. Auf die Frage nach ihren Überlegungen zur Inneneinrichtung erklärt Kristina: „Ich denke, es geht darum, ein paar Stücke auszuwählen, die einen wirklich ansprechen. Und wenn man sie dann kombiniert, hat man eine Sammlung von Schätzen, die eine Bedeutung haben. Ich glaube, Marie Kondo hat recht, wenn sie sagt, man solle sich nur mit Dingen umgeben, die einem Freude machen.

 

 

 

 

 

„Für mich ist mein Zuhause ein Ort, an dem ich mich wohl und geschützt fühle und mich von der Außenwelt abkapseln kann. Es ist ein Ort der Ruhe, Wärme und Ausgeglichenheit.”

 

Dies fasst Kristinas Herangehensweise an die Einrichtung ihres Zuhauses perfekt zusammen. Das Bootshaus ist ein freundlicher, einladender Ort mit einer neutralen, dezenten Farbpalette, wo jeder einzelne kleine Gegenstand sowohl eine Funktion erfüllt als auch eine Geschichte zu erzählen hat. Kristina zeigt stolz eine kleine Holzschale, die ihren Großeltern gehörte und in deren Heimatstadt in Schweden hergestellt wurde. Im Wohnzimmer steht auch ein großes Sofa mit einem klaren, minimalistischen Ausdruck, und Kristina erzählt, dass sie und Anton es selbst entworfen und gebaut haben.

 

Vom Wohnzimmer aus, das auch Kristinas Lieblingsplatz im Haus ist, kann sie auf das Wasser blicken, während die Nachmittagssonne durch die Vorhänge scheint: „Ich und Anton sind beide in der Nähe des Wassers aufgewachsen und haben immer davon geträumt, auch wieder am Wasser zu wohnen.“ Sie schildert, dass das gesamte Haus in ein zauberhaftes, leuchtendes Licht getaucht wird, kurz bevor die Sonne über der Kopenhagener Skyline untergeht. „Für mich ist mein Zuhause ein Ort, an dem ich mich wohl und geschützt fühle und mich von der Außenwelt abkapseln kann. Es ist ein Ort der Ruhe, Wärme und Ausgeglichenheit. Es dient mir auch als Ausgangspunkt für meine täglichen Vorhaben, und es ist ein Ort, an dem ich mich inspiriert fühle. Hier kann ich kreativ sein. Vor allem aber ist das Zuhause ein Ort, zu dem man Freunde, Familie und Nachbarn einlädt, um gemeinsam zu essen, Erinnerungen zu schaffen und Pläne für die Zukunft zu schmieden.“