ES WERDE LICHT
Dein Zuhause ist dein Rückzugsort, den du mit sorgfältig ausgewählten Stücken so gestaltest, dass du dich rundum wohlfühlst. Daher ist es wichtig, dass die Beleuchtung in den einzelnen Räumen eine Ergänzung zur Raumgestaltung darstellt, denn Licht beeinflusst stark, wie du deine Umgebung wahrnimmst. Bei der Lichtgestaltung zu Hause kann es mitunter schwierig sein, zu wissen, wo man am besten anfangen soll. Aus diesem Grund haben wir einen Leitfaden zur Beleuchtung erstellt, der Tipps enthält, wie du das Licht in deinem Zuhause optimal gestaltest.
Für diese Aufgabe ließen wir uns von der Beleuchtungsexpertin und Designerin Marianne Tuxen beraten, die von ihrem Studio in Kopenhagen aus maßgeschneiderte Beleuchtungslösungen für eine Vielzahl von Kunden – sowohl private als auch kommerzielle – schafft. Ihre Beleuchtungsdesigns sind an Orten auf der ganzen Welt zu finden und kommen auf innovative und wunderbare Weise in Eigenheimen, Kirchen, Museen und Bibliotheken zum Einsatz. Sie hat sich bereit erklärt, uns ihre kompetenten Ratschläge zu geben, wie eine Beleuchtung am besten genutzt werden kann, um ein Zuhause zu einem ruhigen und wunderbaren Ort zu machen, an dem man den Großteil seiner Zeit verbringen möchte.
IDENTIFIZIERE DEINEN STIL
Das Erste, das Marianne in ihrer Zusammenarbeit mit Kunden tut, ist, deren spezifischen Stil zu bestimmen: „Als erstes sehe ich mir die Räumlichkeiten an, für die ich die Beleuchtung designe. Handelt es sich um einen Privathaushalt, stelle ich unmittelbar Überlegungen zu Geschmack und Stil der jeweiligen Person an – wird ein modernes, schlichtes Interieur bevorzugt oder herrscht eher eine künstlerische, originelle Atmosphäre? Das ist das Erste, das diesen Prozess beeinflusst, denn wir Menschen betrachten gerne schöne Dinge – und eine Lampe ist da keine Ausnahme.“
Etwas Schönes in einem der grundlegendsten Notwendigkeiten eines Zuhauses auszumachen – nämlich einen Raum sehen zu können – ist ein wesentlicher Bestandteil von Mariannes Arbeit. „Schönheit ist für jeden von uns unterschiedlich – und deshalb ist es so wichtig, deine eigene Definition davon festzulegen.“ In Bezug auf die Beleuchtung in deinem Zuhause musst du also zunächst deinen persönlichen Stil bestimmen: Bist du auf der Suche nach Leuchten mit reinen, schlichten Formen und Texturen oder bevorzugst du eine Beleuchtung mit auffallenden Akzenten, die Neugier wecken? Wenn du dich für Lampen mit einem modernen Touch interessierst, dann empfehlen sich einfache, strukturierte Linien und Materialien wie Messing, Metall und Stein. Wünschst du ein eher verspieltes, skurriles Ambiente, dann hältst du am besten nach unregelmäßigen, organischen Formen und unerwarteten Texturen Ausschau, wie etwa bei unglasierter Keramik oder Naturfasern wie Korbgeflechte oder Rattan.
„Schönheit ist für jeden von uns unterschiedlich – und deshalb ist es so wichtig, deine eigene Definition davon festzulegen.“
FOKUS AUF DEN RAUM
Sobald du dir über den gewünschten Stil der Lampen im Klaren bist, ist es an der Zeit, näher auf die Räumlichkeiten einzugehen. „Die Beleuchtung in einem Raum bestimmt, wie dieser Raum wahrgenommen wird. Die Basisfunktion, die erfüllt werden muss, ist, dass die Umgebung mit dem Auge erkennbar ist, – und dafür kommt die von mir so bezeichnete Allgemeinbeleuchtung zum Einsatz. Normalerweise ist dies ein weicheres Licht mit breitem Spektrum, auf das einfach zugegriffen werden kann, sobald der Raum betreten wird. Oft ist das eine Deckenleuchte – das muss es aber nicht sein. Wandleuchten stellen eine ebenso gute Möglichkeit dar, eine allgemeine Beleuchtung in einen Raum zu bringen.“
Sobald die Räumlichkeit durch die Allgemeinbeleuchtung definiert ist, ist es an der Zeit, zu Leuchten mit einer konzentrierteren Helligkeit überzugehen: „Der Verwendungszweck eines Raumes ist entscheidend für die Art und Weise, wie dieser beleuchtet werden muss. Überlege dir, wo du eine Arbeitsbeleuchtung benötigst – je nach Raum kann dies unterschiedlich aussehen. Arbeitsflächen in der Küche sowie dein Schreibtisch oder Arbeitsplatz benötigen kleinere Lichtquellen, die ein stärkeres, konzentrierteres Licht liefern. Im Kinderzimmer wiederum ist es am wichtigsten, einen Raum zu schaffen, in dem sich das Kind sicher und geborgen fühlt. Viele Kinder haben Angst vor der Dunkelheit. In diesem Fall brauchen sie ein gemütliches, diffuses Licht, das sie besänftigt, wenn sie nachts aufwachen.“
ABWECHSLUNG IST DER SCHLÜSSEL
Einer der Schlüssel zu einer gemütlichen Beleuchtung im Zuhause ist gemäß Marianne die Variation. „Das Licht in einem Raum sollte niemals völlig gleichmäßig sein. Um eine einladende, gemütliche Atmosphäre zu schaffen, muss man in Ebenen arbeiten. Dies gilt sowohl für die Helligkeit als auch für die jeweilige Platzierung. Wenn du deine Leuchten anordnest, solltest du sie auf unterschiedlichen Höhen positionieren, damit das Licht in deiner Wahrnehmung dem Raum ein Gefühl von Tiefe verleiht. In Bezug auf Helligkeit muss das allgemeine Licht weicher sein als das für die Arbeitsbeleuchtung verwendete – sonst wirst du nach einer Zeit feststellen, dass deine Augen überanstrengt werden – auch wenn du dich in einem außergewöhnlich hellen Raum befindest.“
EIN HINWEIS ZUR KUNST DES SKANDINAVISCHEN LICHTS
Wenn der Winter naht und das Tageslicht langsam verschwindet, beginnen die Menschen in Skandinavien, ihr Zuhause mithilfe sorgfältig ausgewählter Lampen und Kerzen zu erhellen. Das Licht, das von einem skandinavischen Haus ausgestrahlt wird, ist ein warmes und behagliches, und für viele ist diese besondere Art von gemütlichem Licht einzigartig. Die Beleuchtungsexpertin Marianne Tuxen beschreibt signifikante Unterschiede, wenn sie das in Skandinavien verwendete Licht mit demjenigen vergleicht, das näher an der südlichen Hemisphäre verwendet wird: „Da die Menschen in Skandinavien über Monate hinweg Kälte und Dunkelheit erleben, sind sie sich der Effekte sowohl der Innen- als auch Außenbeleuchtung sehr bewusst. So versuchen sie, die kalten Wintermonate auszubalancieren, und nutzen Beleuchtung, um für Wärme und Behaglichkeit zu sorgen.“
Wenn du das angenehme skandinavische Licht effektiv einsetzen möchtest, solltest du zuerst das Zusammenspiel von Stimmung, Funktionalität und Interieur verstehen lernen. Es ist eine Kunst, es genau richtig hinzubekommen – und du musst die perfekte Balance zwischen Licht und Schatten finden und in den einzelnen Räumen mit verschiedenen Lichtintensitäten experimentieren. Im Allgemeinen wird in Skandinavien ein wärmeres Licht verwendet als in südlichen Ländern, wo für die Beleuchtung oft kältere Farben eingesetzt werden. Bereits geringfügige Abweichungen in Helligkeit und Farbe sind allerdings entscheidend, um diese natürliche, gemütliche Beleuchtung zu erlangen, die es in den Häusern Skandinaviens so oft gibt. Als Beispiel erklärt Marianne Tuxen, dass funktionales Licht, das sich normalerweise über einem Esstisch oder einem Schreibtisch befindet, hier auf natürliche Weise heller sein wird, da es gerichtet werden muss. Im Gegensatz dazu kann das Licht auf einer Kommode weicher und wärmer sein, um eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen. In Skandinavien wissen die meisten Menschen, wie sie das Licht in ihrem Zuhause nutzen können, um Stimmung, Funktionalität und Interieur optimal aufeinander abzustimmen: „Diese unbewusste Fachkenntnis in Skandinavien hängt mit den Traditionen und mit dem Aufwachsen zusammen. Skandinavisches Licht ist im Wesentlichen ein natürliches Verständnis dafür, was in Bezug auf Licht funktioniert, um optimal warme und gemütliche Räume in deinem Zuhause zu schaffen“, so Marianne Tuxen.
MARIANNES LEITFADEN ZU DEN FARBEN VON LEUCHTMITTELN – DIE KELVIN-SKALA
• Von 2000 K bis 3000 K wird das erzeugte Licht als „warmweiß“ bezeichnet und tritt als orange bis gelb-weiß in Erscheinung. Die meisten Leuchtmittel in Skandinavien haben 2700 K oder weniger: 2500 K bis 2200 K.
• Farbtemperaturen zwischen 3100 K und 4500 K werden als „kaltweiß“ oder „hellweiß“ bezeichnet. Leuchtmittel in diesem Bereich emittieren ein neutraleres weißes Licht und können sogar eine leicht blaue Farbe haben. Diese Farbtemperatur wird in skandinavischen Häusern im Prinzip nicht verwendet, da sie als zu kalt empfunden wird.
• Mit mehr als 4500 K kommen wir der Farbtemperatur des Lichttyps „Tageslicht“ näher, nämlich 6500 K bis 11000 K oder mehr. Leuchtmittel mit Farbtemperaturen von 4500 K und mehr geben ein blauweißes Licht ab, das Tageslicht ähnlich ist.
MARIANNES WICHTIGSTE TIPS:
- Definiere deinen eigenen Stil
Bei derart vielen verschiedenen Beleuchtungsmethoden und -arten ist es wichtig, sich zunächst auf einen Lampentyp festzulegen. Wie bei allem anderen in einem Zuhause wird das Stück zu einem Begleiter im Alltag und sollte daher dazu beitragen, dass er zu dir und deinem Raum passt. Mach eine Bestandsaufnahme über deine Innenräume und versuche, in Worten auszudrücken, wie du sie am besten beschreiben würdest – zum Beispiel modern, minimalistisch, ländlich oder Vintage? Normalerweise wird es sich nicht um einen nur einheitlichen Stil, sondern um eine Kombination handeln, doch diese Schlüsselwörter sollen dir für eine erste Orientierung helfen und als Ausgangspunkt für deine Lampensuche dienen.
- Definiere den Raum
Die Beleuchtung ist ein wesentlicher Bestandteil der Wahrnehmung von Ausformung und Größe eines Raums. Die Allgemeinbeleuchtung sollte den Raum insgesamt erleuchten, während kleinere, konzentriertere Lichtquellen bei Bedarf als Arbeitsbeleuchtung fungieren. Denke daran, dass die Helligkeitsstufen und die Höhe der Lampenpositionierung variieren sollten, damit im Raum ein Gefühl von Tiefe erzeugt wird.
- Lumen wichtiger als Watt
Normalerweise sehen wir uns beim Kauf eines Leuchtmittels nur die Wattzahl an. Bei einer herkömmlichen Glühlampe wussten wir anhand der Wattzahl genau, wie hell das Licht sein würde. Bei modernen LED-Lampen hingegen – die viel energieeffizienter sind – variiert die Helligkeit von Leuchtmittel zu Leuchtmittel, und das selbst bei gleicher Wattzahl. Daher solltest du dir beim Kauf der Leuchtmittel stattdessen die Lumenzahl (lm) ansehen, weil dies mehr Aufschluss über die Helligkeit gibt. Suche auf der Verpackung nach lm – je höher die Lumenzahl, desto heller das Licht. Eine 60-Watt-Lampe sollte 800 lm entsprechen und eine 40-Watt-Lampe ungefähr 470 lm.
- Gestalte es gemütlich
Zweifellos ist das Wichtigste bei der Beleuchtung in deinem Zuhause, dass du einen angenehmen, gemütlichen Wohnraum schaffst, in dem du deine Zeit verbringen möchtest. Je nach Raum bedeutet dies unterschiedliche Dinge – der Arbeitsraum sollte mit einem Arbeitslicht ausgestattet sein, das heller ist als die allgemeine Beleuchtung, während das Schlafzimmer am besten über eine sanfte Beleuchtung am Kopfende des Bettes verfügen sollte.